Didaktischer Brief III
(Jean-Pol Martin, 20.03.1988)


Wieder ist seit dem Abfassen meines letzten didaktischen Briefes mehr als ein Jahr vergangen. In dieser Zeit konnte ich eine Art Informationsnetz aufbauen, an das gegenwärtig etwa 140 Kollegen angeschlossen sind. Ferner hat sich eine Kerngruppe herausgebildet, die in enger Zusammenarbeit die Methode systematisch und langfristig erproben möchte. Dabei wird der Ansatz nicht nur in verschiedenen Fremdsprachen, sondern auch in Geschichte und Mathematik getestet.

Bezogen auf meine eigene Arbeit im Französischunterricht und im Rückblick auf bald sieben Jahre Erfahrung mit dieser Methode stelle ich fest, daß eine weitgehende Übernahme von Lehrfunktionen durch Schüler in den Klassen 7 bis 11 möglich ist und sich sehr positiv auf Lernleistungen und Lernklima auswirkt.

In den beiden ersten didaktischen Briefen habe ich den Anfangsunterricht erörtert. Im folgenden beschreibe ich die Techniken, die ich in den Klassen 9 bis 11 anwende.

I. Die Klassen 9 und 10

1. Zur Situation

Traditionell wird ein Motivationseinbruch in den Klassen 9 und 10 beklagt. Diese Erscheinung wird auf den entwicklungsbedingten Rückgang der Spontaneität und Sprechbereitschaft in dieser Altersstufe zurückgeführt. Eine solche Interpretation ist sicherlich zutreffend, denn mit dem Einsetzen selbstreflexiver und selbstkritischer Haltungen in der Pubertät verstärkt sich die Angst vor "Blamagen". Dennoch konnte ich in meinem Unterricht keinen Motivationsverlust beobachten und glaube, daß es an der Methode liegt: die Aufgabe, den Stoff selbständig aufzuarbeiten und den Mitschülern zu vermitteln, scheint den Fähigkeiten und Interessen von 13- bis 16-jährigen zu entsprechen.

Die eigentliche Schwierigkeit, mit der ich zu kämpfen hatte, war die Verknappung der wöchentlichen Stundenzahl von 4 Stunden in der 8. auf 3 Stunden in der 9. und der 10. Klasse.

Als Lehrer steht man dann vor folgendem Problem: zum einen muß der nach wie vor umfangreiche Stoff trotz Stundenkürzung bewältigt werden; zum anderen möchte man den Schülern ein breites Feld zur freien Äußerung erhalten; schließlich will man Themen bearbeiten lassen, die über das Lehrwerksangebot hinaus das spezifische Interesse der gerade unterrichteten Gruppe treffen.

Wie ist das Problem zu lösen?

2. Methodische Vorschläge

2.1 Zeit einsparen bei der Stoffdurchnahme

Zunächst muß betont werden, daß die Zeit für die Behandlung von lehrwerkunabhängigen Inhalten nicht über eine Vernachlässigung des Lehrstoffes gewonnen werden kann. Das Lehrwerk stellt das Rückgrat des Unterrichts dar und vermittelt den Schülern Sicherheit. Nur wenn das Buch systematisch durchgenommen wird, haben Schüler und Eltern das Gefühl, daß "gelernt" wird.

Zeit muß also durch eine Rationalisierung der Stoffdarbietung, -einübung und -wiederholung gewonnen werden. In den vorangehenden didaktischen Briefen wurde bereits erwähnt, daß die Schüler bei der Lektionsdurchnahme oft ökonomischer vorgehen als der Lehrer: neue Wörter, die leicht verständlich sind, werden nicht eigens vorgestellt, die Texte werden nur ein- oder zweimal gelesen, die über den Text gestellten Fragen beschränken sich auf ein Minimum (vgl. Anlage I: "Conseils pour la présentation d'une leçon"). Wichtig ist vor allem, daß Wortschatz und Grammatik im Anschluß an die Präsentation sehr genau memoriert werden, denn sie stellen die Quintessenz einer Lektion dar. So werden alle Übungen durchgenommen - ob im Plenum oder in Partnerarbeit -, das Übungsheft wird ebenfalls ganz bearbeitet und so oft wie möglich vom Lehrer korrigiert. Am Anfang der Unterrichtsstunden werden kleine Wortschatz- und Grammatiktests durchgeführt. Auf diese Weise wird zwar Zeit bei der Textbehandlung eingespart, der progressionsrelevante Lektionsstoff wird aber weiterhin gründlich erlernt.

2.2 Freies Sprechen

Bei traditionellen Verfahren führt die Reduktion der Stundenzahl in der Mittelstufe zu einer drastischen Verminderung der Zeit, die den Schülern für das freie Sprechen eingeräumt wird. Denn freies Sprechen beansprucht viel Zeit, und der Lehrer steht unter dem Druck, Stoff zu vermitteln. Durch die Übertragung von Lehrfunktionen auf die Schüler wird dieses Problem gelöst, weil die beauftragten Schüler beim Vermitteln der Inhalte eben frei sprechen. Dadurch bleibt der Raum für zahlreiche und authenti-sche Äußerungen auch in der Mittelstufe erhalten. Auf diesen Umstand führe ich zurück, daß meine Schüler keinen Motivations-verlust erlitten. Wenn es darüber hinaus gelingt, nicht nur das Gespräch im Plenum, sondern auch in Partnerarbeit auf französich zu gestalten, so bleibt trotz Stundeneinbußen die Sprechzeit der Schüler auch in der Mittelstufe auf einem relativ hohen Niveau.

2.3 Die lehrwerkergänzenden Aktivitäten (1)

Es wurde bereits erwähnt, daß die lehrwerkergänzende Arbeit auf Grund der geringen Stundenzahl begrenzt bleiben muß. Es stellt sich natürlich die Frage, ob solche Aktivitäten überhaupt notwendig sind. Ich meine ja, weil aktuelle Interessen der Schüler aufgegriffen und lernbezogen umgesetzt werden sollen. Im folgenden werden drei Arbeitsformen vorgestellt, die lehrwerkunabhängig eingesetzt werden können.

2.3.1 Diskussionen

In der zehnten Klasse habe ich am Anfang des Schuljahres eine Liste von Themen erstellen lassen, die die Schüler besprechen wollten. Diese Liste wurde nie benutzt, weil Diskussionen nicht langfristig planbar sind. Sie entstehen aus aktuellem Anlaß, meist auf dem Hintergrund der im Unterricht gerade durchgenommenen Thematik. Wenn ich also verspüre, daß aus dem Unterricht heraus das Interesse für ein Thema wächst, bitte ich zwei Schüler, eine entsprechende Diskussion zu planen und durchzuführen.

Organisatorisch verläuft es folgendermaßen:

  1. Die Schüler schreiben zu Hause einige Thesen auf und fassen sie auf einer Folie zusammen;
  2. ebenfalls auf die Folie bringen sie die Redemittel an, die bei der Diskussion voraussichtlich gebraucht werden;
  3. im Unterricht tragen sie ihre Thesen vor und leiten das anschließende Gespräch. Wichtig ist dabei, daß sie keine Texte ablesen, sondern frei sprechen. Der Lehrer sollte auf Perfektion verzichten und so selten wie möglich korrigierend eingreifen.

Kurzvortrag und Diskussion dürfen nicht mehr als 15 Minuten beanspruchen.

Anlage II zeigt die Übersicht, die Schüler auf einer Folie im Hinblick auf eine Diskussion über Probleme zwischen Schülern und Lehrern (thematischer Zusammenhang: Cours de base 3, Dossier 4, "Les soucis d'un lycéen") erstellt haben.

2.3.2 Die Behandlung von Gedichten

Als Lehrer verfügt man über zahlreiche Gedichtsammlungen mit Fragen zu den Texten und dazugehörigen Lehrerheften. Als Beispiel nenne ich Rudolf Schneiders "Poésie et créativité" (Langenscheidt 1985). Im Zusammenhang mit dem bereits genannten Dossier 4 in Cours de base 3 (Thematik: "Les soucis d'un lycéen") behandle ich das Gedicht Le cancre von Prévert.

Zwei Schüler werden mit der Vorbereitung und Durchführung beauftragt. Dazu bekommen sie Schneiders Sammlung (siehe Anlage III). Zu Hause sollen sie aus Schneiders Angebot die Arbeitsanweisungen und die Fragen zum Text herauswählen, die ihnen für die Klasse interessant erscheinen, und womöglich durch eigene Vorschläge erweitern.

Im folgenden wird der Ablauf der von den Schülern gesteuerten Unterrichtssequenz wiedergegeben:

  1. Als erstes teilen die Schüler das Gedicht aus. Sie haben einige Wörter aus dem Text entfernt, so daß ein Lückentext entstanden ist. Sie bitten ihre Mitschüler, die fehlenden Wörter herauszufinden und einzusetzen. In unserem Fall handelt es sich um die Wörter "coeur", "professeur" und "bonheur".
  2. In Anlehnung an Schneider wird die Frage gestellt: "Qu'est- ce qui se passe, à votre avis, après que le cancre a dessiné au tableau? Qu'est-ce que le professeur va faire avec le can- cre?"
  3. In Anlehnung an Schneider, aber mit einer geringen Abwandlung wird folgender Arbeitsauftrag erteilt: "Maintenant vous avez des transparents et il faut dessiner votre visage du bonheur et du malheur. L'un à une table fait le visage du bonheur, l'autre celui du malheur."

Die Auswertung wird dann so vorgenommen, daß die verantwortlichen Schüler einige Zeichnungen herauswählen und an die Leinwand projizieren. Sie bitten andere Schüler als die Autoren der jeweiligen Bilder Interpretationen zu liefern: "Marcus, c'est le bonheur ou le malheur? Eva, qu'est-ce que tu as pensé en dessi-nant cela?"

2.3.3. Reise ins Zielland (2)

Durch eine Frankreichreise oder noch besser einen Austausch wird in der Mittelstufe ein unersetzbarer Erlebnis- und Erkenntnisgewinn erreicht. Die Vorbereitung eines solchen Vorhabens sollte in den Unterricht einbezogen werden, allerdings ist auch hier darauf zu achten, daß diese Arbeit nicht allzuviel Zeit in Anspruch nimmt.

Besonders günstig für Lernprozesse ist es, wenn man im Zielland Erkundungsaufträge durchführen läßt, die zu Hause als Grundlage für einen Vortrag benutzt werden. Die Durchführung eines solchen Projektes verlangt eine gründliche psychische und technische Vorbereitung.

Im Anhang ist ein Arbeitsblatt abgedruckt, das als Einstimmung auf einen Aufenthalt in der Partnerstadt benutzt wurde und kleine Erkundungsaufträge enthält (siehe Anlage IV, "Méthode à ap-pliquer au cours du prochain séjour à Torcy"). In der Partnerschule sollten Interviews mit Schülern, und wenn möglich mit Lehrern oder sogar mit dem Schulleiter/der Schulleiterin durchgeführt werden. Die Interviewfragen sollten vor der Reise im Unterricht vorbereitet werden.

Das Ergebnis der Erkundungen wird im Rahmen eines Elternabends folgendermaßen vorgetragen : (3)

  1. Eine Gruppe liefert auf der Grundlage von Prospekten, die im Verkehrsamt der Partnerstadt eingeholt wurden, einen allgemeinen Überblick über die Stadt (geographische Lage, wirtschaftliche Aspekte, etc.)
  2. Eine Gruppe faßt das Ergebnis der Interviews zusammen.
  3. Eine Gruppe schildert auf der Grundlage von Notizen, die die Mitschüler über die Wohn- und Einkommenssituation ihrer Gastfamilien angefertigt haben (Achtung, taktvoll vorgehen!), die Lebensverhältnisse am Aufenthaltsort. Ergänzt werden diese Informationen durch eine Schilderung der Verkehrsverhältnisse und Lebenshaltungskosten.

Die Darstellungen werden durch Skizzen, Tonbandaufnahmen und Dias veranschaulicht.

II. Die 11.Klasse

1. Zur allgemeinen Situation

Zwischen der Klasse 10. und der 11.Klasse erfolgt erneut eine Verschiebung der Motivationslage. Stofflich ist die Arbeit mit dem Lehrwerk weitgehend abgeschlossen und der Unterricht konzentriert sich in erster Linie auf die Wiederholung der Grammatik und die Einführung der Arbeitsform "Textaufgabe". Leicht kann bei den Schülern der Eindruck entstehen, daß nichts Kohärentes, Geschlossenes gelernt wird. Insbesondere läßt die Arbeit an Dossiers oft das Gefühl aufkommen, daß man sich mit Allerweltsthemen beschäftigt, die kein frankreichspezifisches Wissen aufbauen, oder daß Nebenaspekte ausführlich besprochen werden, während Synthese und Überblick fehlen. Daher stellt man in der 11.Klasse ein Auflösen der Motivation fest, vor allem bei Schülern, die am Ende dieser Jahrgangsstufe das Fach Französisch ablegen.

2. Methodischer Vorschlag (4)

Um dem Gefühl der Beliebigkeit entgegenzuwirken, das bei der Dossierarbeit aufkommt, sollte man ergänzend eine systematische Durchnahme der historischen und geographischen Grunddaten des Ziellandes vornehmen (5). Bald merken die Schüler, daß sie ein Orientierungswissen erwerben, das auf jeden Fall nützlich ist: wenn sie nach der 11. das Fach Französisch ablegen, bekommen sie einen abschließenden Überblick über strukturelle, also relativ überdauernde Merkmale des Nachbarlandes; wenn sie später einen Leistungskurs im Fach Französisch besuchen, verfügen sie über eine stabile Wissensbasis.

Ich besitze einen Klassensatz von Geschichts- und Geographiebüchern, die ich aus Frankreich bezogen habe und die für etwa 12-jährige Franzosen gedacht sind. Es handelt sich um: Nembrini et al:, Pour connaître la France. Géographie CM, bzw. Histoire CM, (Hachette 1985).

Diese Lehrwerke haben den Vorzug, daß sie Frankreichs Grunddaten klar und anschaulich darbieten und daß sie von Schülern aus der 11.Klasse sprachlich gut zu bewältigen sind.

Das Buch wird kapitelweise aufgeteilt und zwar so, daß eine Arbeitsgruppe jeweils ein Kapitel vorzustellen hat.

Jede Gruppe:

  1. entnimmt aus der Buchvorlage die wichtigsten Daten und faßt sie zu einem Kurzreferat zusammen;
  2. erstellt auf der Grundlage des Referates einen Lückentext, der einige Tage vor dem Vortrag dem Lehrer abgegeben wird, damit dieser ihn abtippen kann;
  3. hält am geplanten Termin ihr Kurzreferat, das nicht länger als 10 Minuten dauern soll (währenddessen fertigen die Mitschüler Notizen an);
  4. läßt die Mitschüler nach dem Abschluß des Vortrages den Inhalt wiedergeben;
  5. teilt den Lückentext aus;
  6. läßt den ausgefüllten Text vorlesen.

Dieser Stoff kann dann als Hausaufgabe aufgegeben werden. Auf diese Weise entsteht eine Sammelmappe von Kurzreferaten, die einen Überblick über Frankreichs Geographie und Geschichte vermitteln.

AUSBLICK

Meine didaktischen Briefe habe ich, wie Sie wissen, auf dem Hintergrund einer Langzeitstudie entwickelt, bei der ich eine Klasse in der 7. übernommen und bis heute kontinuierlich unterrichtet habe. Aus der 7.Klasse ist nun eine 13. geworden und wir schreiben in einem Monat das Abitur.

Auch im Leistungskurs konnte ich Erfahrungen sammeln. Sie werden Gegenstand meines nächsten didaktischen Briefes sein (6).

BIBLIOGRAPHIE

Videofilme

Weiter zitierte Publikationen

Erdle-Hähner,R.;Rolinger,H.;Wüst,A.(1972):Etudes Françaises - Cours de base - Premier degré, Stuttgart

Erdle-Hähner,R.;Freitag; Matthes,D. und K.(1974):Etudes Françaises - Cours de base - Troisième degré, Stuttgart

Graef,R. (1990): "Lernen durch Lehren - Anfangsunterricht im Fach Französisch." In: Der Fremdsprachliche Unterricht, Nr.100, 10- 13

Martin,J.-P.(1992): "Literatur und Selbstreflexion auf der Oberstufe", in: v.Bömmel/Christ,H./Wendt,M.(Hg.)(1992): Lernen und Lehren fremder Sprachen, Tübingen, 130-146

Nembrini et al. (1985): Pour connaître la France. Géographie CM, bzw. Histoire CM, Paris: Hachette

Schneider, Rudolf (1985): "Poésie et créativité", Langenscheidt.

 

 

 

 

   

ANLAGE I

CONSEILS POUR LA PRESENTATION D'UNE LEÇON

GRAMMAIRE

  1. Présentation de la nouvelle grammaire avec transparents.
  2. Exercices sur la nouvelle grammaire.

TEXTE

I. Courte présentation du vocabulaire inconnu

II. Présentation des idées du texte:

  1. (Résumer, surtout NE PAS LIRE, présenter en parlant LIBREMENT)
    Ex: La vie dans une grande ville (Cours de base 3, p.13)
  2. 70% des Français habitent dans une grande ville.
    Pourquoi les gens vont-ils vivre en ville?
    Pour trouver du travail.
    Pour profiter de la vie culturelle.
    Pour les possibilités d'instruction pour les enfants.
    Pour avoir une vie moins dure et moins monotone qu'à la campagne.
    Parce qu'en ville on a plus de liberté (on est plus anonyme)
  3. Quels sont les problèmes causés par ce phénomène?
    Crise du logement.
    Embouteillages.
    Pollution.

III. Lecture du texte

IV. Traduction

  • Certains passages sont traduits (éventuellement tout le texte) pour s'assurer que le texte est bien compris.

V. Questions sur le texte et discussion si le sujet s'y prête

VI. Relire le texte en tandem

 

 

 

 

ANLAGE II     (Von den Diskussionsleitern zu Hause erstellte Folie)

SUJET: LES RELATIONS ENTRE LES PROFS ET LES ELEVES

THESES

Il y a trois catégories de relations:

  1. Le prof n'est pas à l'écoute de ses élèves, il exerce de la pression et tyrannise la classe.
  2. Le prof est désarmé face à ses élèves, il ne peut pas se faire respecter et les élève le chahutent.
  3. Cas idéal: les deux partis s'acceptent.

Question: Comment un professeur doit-il se comporter pour que le cas idéal soit réalisé?

  

VOCABULAIRE NECESSAIRE POUR LA DISCUSSION

la relation = das Verhältnis
il n'est pas à l'écoute de = er geht nicht auf ... ein
exercer de la pression = Druck ausüben
être désarmé face à qn = hilflos sein gegenüber jdn
chahuter = jdn "fertig machen"
stagiaire = Referendar
dégénérer = ausarten
une guerre = ein Krieg
tendu = gespannt

 

 

 

ANLAGE III

Le cancre                              (le cancre: Faulpelz schlechter Schüler)
Il dit non avec la tête
mais il dit oui avec le coeur
il dit oui à ceux qu'il aime
il dit non au professeur
il est debout
on le questionne
et tous les problèmes sont posés
soudain le fou rire le prend
et il efface tout                                  (effacer: weg-/auswischen)
les chiffres et les mots
les dates et les noms
les phrases et les pièges                    (le piège: Falle (tendre un piège))
et malgré les menaces du maître
sous les huées des enfants prodiges   (la huée: Hohngelächter)
avec des craies de toutes les couleurs
sur le tableau noir du malheur
il dessine le visage du bonheur.

Jacques Prévert, Paroles (1946) Gallimard

Phase créative

  1. Dessinez votre "visage du bonheur" et aussi celui "du malheur". Parlez de vos dessins.
  2. Imaginez que l'on filme ce poème. Décrivez-en les scènes successives (employez les présent!).
  3. Que se passe-t-il, à votre avis, après que le cancre a dessiné au tableau?

Phase explicative

  1. Quel est le sens figuré de la "tête" et du "coeur" aux vers 1 et 2?
  2. Le cancre est "debout". Où se trouve-t-il?
  3. Quelles matières sont évoquées par les "chiffres", les "mots", les "dates", les "noms" et les "phrases"?
  4. Il y a des choses auxquelles le cancre dit oui, et il y a des choses qu'il n'aime pas. Soulignez en deux couleurs les ex- pressions respectives et utilisez-les ensuite pour caractériser le cancre.
  5. Par quels mots et expressions Prévert évoque-t-il une image négative de l'école?
  6. Comment le poète voit-il l'école idéale? Appuyez-vous sur les indications directes et indirectes dans le poème "le cancre".
  7. .Prévert souligne le contraste entre le monde de l'enfant et le monde de l'école en employant des antithèses. Cherchez-en plusieurs dans le poème.
  8. .Pour attirer l'attention du lecteur sur certains mots et tournures, Prévert utilise souvent dans ses poèmes des procédés rhétoriques comme les répétitions, les énumérations, les anaphores, les rimes et les allitérations. Cherchez-en des exemples dans ce poème.

(Aus: Rudolf Schneider, Poésie et créativité, Langenscheidt 1985)

 

 

 

ANLAGE IV

METHODE A APPLIQUER AU COURS DU PROCHAIN SEJOUR A TORCY

Pour comprendre les gens chez qui on vit il faut être informé de façon précise sur les structures dans lesquelles ils vivent eux-mêmes. Comme cela on comprend mieux aussi leurs problèmes.

Quand on comprend mieux leurs problèmes, on peut mieux éviter les conflits, ou si les conflits sont inévitables, on peut mieux les régler.

Par exemple: si je vis chez ma correspondante algérienne et que je veux sortir le soir, mais que celle-ci ne veuille pas, je suis d'abord mécontente et fâchée après elle. Mais si je sais que chez les Algériens les jeunes filles ne doivent jamais sortir seules, je comprendrai mieux ma correspondante et j'éviterai un conflit.

Donc: mieux connaître c'est mieux comprendre. Mieux comprendre c'est mieux aimer. Mieux aimer, c'est avoir moins de conflits.

Donc, il faut développer et automatiser les techniques suivantes:

  1. 1. Rassembler des informations sur la vie de ceux chez qui on vit.
    -Logement (combien de personnes par chambre? Combien de pièces?)
    -Ressources financières?
    -Travail des membres de la famille?
    -Emploi du temps des membres de la famille (beaucoup de travail?)
    -Environnement (quartier?)
  2. 2. Maîtriser les conflits. La réaction de mon partenaire est- elle due
    - à son caractère individuel?
    - à la couche sociale à laquelle il appartient?
    - à son appartenance à une autre culture?
  3. 3. Dominer mes réactions affectives lorsqu'elles sont négatives.
    - par exemple si quelque chose n'est pas très propre.

Technique

Noter chaque jour ce qui me frappe positivement ou négativement
Noter les conflits: quels en sont les causes?
Est-ce que ce sont des causes individuelles, sociologiques ou culturelles?
Par quelles techniques ai-je dominé les conflits?

 

 

 


 

Endnote

  1. Die unter 2.3 beschriebenen lehrwerkergänzenden Aktivitäten werden im Videofilm "Schüler zwischen formaler Sprache und freiem Ausdruck - Neue Wege im Französischunterricht", München-Grünwald: FWU 1987, Best.Nr. 4200745 ausführlich dokumentiert.
  2. Siehe zu diesem Thema den bereits genannten Videofilm:"Schüler zwischen formaler Sprache und freiem Ausdruck - Neue Wege im Französischunterricht", München-Grünwald: FWU 1987, Best.Nr. 4200745, und darüber hinaus "Paris-Torcy: Schüler erkunden die villes nouvelles", München-Grünwald: FWU 1987, Best.Nr.4200701, in dem beschrieben wird, wie Schüler in der Partnerstadt Interviews durchführen und sich den Ort erarbeiten.
  3. Im Videofilm "Schüler zwischen formaler..."(1987) ist ein solcher Vortrag dokumentiert.
  4. Zur Veranschaulichung den Videofilm "Zum Aufbau von Basiswissen in der 11.Klasse - Neue Wege im Französischunterricht", München-Grünwald, FWU 1988, bei mir als Kopie erhältlich. Siehe auch den didaktischen Brief II, Punkt 3
  5. Die im Anschluß an diesen Brief im Leistungskurs verfaßten Texte sind sehr ausführlich und lassen sich in der Homepage nicht unterbringen. Auf Anfrage sind sie beim Verfasser KOSTENLOS zu beziehen. Zur Arbeit in der Oberstufe siehe auch: "Literatur und Selbstreflexion in der Oberstufe" (Martin,1992)