Schüler zwischen formaler Sprache und freiem Ausdruck |
Neue Wege im Französisch-Unterricht
Zum InhaltDer Film besteht aus vier Abschnitten und stellt schwerpunktmäßig dar, wie lehrwerkergänzende Inhalte in der Mittelstufe methodisch angegangen werden können. Die erste Sequenz enthält eine Grammatikpräsentation, greift also einen Gegenstand auf, der in den Dokumentationen über den Anfangsunterricht bereits behandelt wurde; es soll jedoch aufgezeigt werden, wie diese Aufgabe nach drei Jahren Französischunterricht bewältigt wird, da die Übernahme einer solchen Lehrfunktion durch Schüler als besonders problematisch gilt. In der zweiten Sequenz wird demonstriert, daß Schüler eine Diskussion selbständig planen und in der Fremdsprache leiten können. Die dritte Sequenz ist der Behandlung eines Gedichts unter Schüleranleitung gewidmet und im letzten Filmabschnitt schließlich tragen Schüler die Ergebnisse eines Erkundungsprojekts vor, das in der Partnerschule durchgeführt wurde. Zwischen den Unterrichtsausschnitten werden die jeweils angewandten Arbeitstechniken erläutert. Zur VerwendungAls Bestandteil einer Langzeitstudie, die die Arbeitsweise im Französischunterricht von der siebten Jahrgangsstufe bis zum Abitur dokumentiert, zeigt der Film den in der Mittelstufe erreichten Stand. Eine erste Verwendungsmöglichkeit besteht darin, die Entwicklung spezifischer Arbeitsformen oder bestimmter Schülerkompetenzen im Vergleich zu früheren Stadien zu analysieren. Hauptsächlich aber soll eine Auseinandersetzung mit Martins Techniken lehrwerkergänzender Arbeit in der Phase des erweiterten Spracherwerbs angeregt werden. Allgemein ist anzumerken, daß die Mittelstufe im Fremdsprachenunterricht als problematisch gilt (Bludau 1985). Als besonders belastend muß dabei die Reduktion der Wochenstundenzahl gegenüber der Anfangsphase betrachtet werden; generell wird auf dieser Stufe sogar eine sprachliche Stagnation beobachtet (Hohmann 1985). In der vorliegenden Dokumentation fällt auf, daß die Schüler beim Ausüben von Lehrfunktionen die vorbereiteten und verinnerlichten Redeketten sicher beherrschen und kommunikativ kompetent einsetzen, sie aber im freien Diskurs relativ zögernd und fehlerhaft sprechen. Methodisch heißt das, daß auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geplanter Sprachproduktion im Rahmen von Stoffdarbietungen einerseits und dem spontanen Ausdruck bei Gesprächen und Diskussionen andererseits geachtet werden muß. Im folgenden wird auf einige Aspekte eingegangen, die bei der Auswertung der einzelnen Sequenzen von Bedeutung sind. 1. GrammatikpräsentationDas darzubietende Kapitel ist schwer vermittelbar und überfordert z.T. die didaktische Kompetenz der Schüler. Das Dokument zeigt aber, daß sie in der Lage sind, einen umfangreichen und komplexen Stoff unter anhaltender Produktion sprachlich korrekter, adressatenbezogener Redeketten vorzustellen. Ferner wird ersichtlich, daß die Routinisierung des stoffbezogenen Klassenraumdiskurses weit gediehen ist. 2. Behandlung eines GedichtesDie Schüler bekommen als Ausgangsmaterial eine didaktisch aufbereitete Gedichtsammlung (Schneider 1985) mit dem Auftrag, Schneiders Anregungen für die Behandlung des Prevert-Gedichtes Le Cancre zu benutzen. Es zeigt sich, daß sie diese Vorlage der Schülerperspektive entsprechend verändern, gelegentlich auch durch eigene Ideen ergänzen. 3. Schülergeleitete DiskussionenDie häusliche Vorbereitung der Schüler besteht im Entwurf eines Kurzreferates und in der Erarbeitung einer Folie mit den für die Diskussion notwendigen Begriffen. Auf diese Weise ist gesichert, daß sie die Materie sprachlich und inhaltlich beherrschen und das Gespräch kompetent steuern können. Das Kurzreferat erleichtert den Mitschülern den Einstieg in die anschließende Diskussion. 4. Vortrag über die PartnerschuleDem Vortrag geht eine intensive Erkundungsarbeit voraus, die auf eine Vertiefung des Alltagswissens im Bezugsland (Firges/Melenk 1983) und auf eine Abstrahierung von individueller Erfahrung abzielt. LiteraturBludau, M. "Die vergessene Mittelstufe", in: Neusprachliche Mitteilungen, 1/1985, S. 3-4 Schneider, R., Poésie et créativité, Berlin und München 1985 |