siehe auch: 
Typischer Ablauf einer Fortbildungsveranstaltung am Beispiel des Regionaltreffens in Metzingen am 20.3.99

letzte Änderung: 15.05.03

Der Pädagogische Tag des Gymnasiums Mengen (Baden-Württemberg): ein idealtypischer Verlauf.

Jean-Pol Martin 10/2001

Gerade komme ich von der zweitägigen Pädagogischen Konferenz des Gymnasiums Mengen in Baden-Württemberg. Da aus meiner Sicht diese Tagung von Beginn an bis zur letzten Minute außergewöhnlich erfolgreich war, möchte ich auf die einzelnen Faktoren eingehen, die einen solchen Erfolg bedingen.

1. Vorlauf:

Vor 8 Monaten kontaktierte mich Ulrich Munz, ein junger Kollegen mit der Fächerkombination F/D, der am Gymnasium Mengen unterrichtet. Er hatte gerade vorgeschlagen, LdL zum Thema der Pädagogischen Konferenz zu machen und seine Kollegen waren einverstanden. Die Organisation des Pädagogischen Tages lag in seiner Hand und sein Kollege Dirk Lehnert unterstützte ihn. Als Termin war Ende September anvisiert. Seit dieser ersten Mail informierte mich Herr Munz regelmäßig über den Stand der Vorbereitungen. Zu Beginn dieses Schuljahres bekam ich das Programm. Ich konnte mich darauf einstellen und mir frühzeitig Gedanken zu meinem eigenen Beitrag machen.

Regel I: 
Zum Gelingen eines Pädagogischen Tages trägt in hohem Maße bei, dass das Vorhaben frühzeitig angegangen wird. Die Organisation soll nicht einem externen Referenten überlassen werden, sondern einem Team vor Ort. Dieses Team soll einen engen Kontakt zum Referenten halten.

2. Tagungsort:

Bewusst wurde von den Kollegen in Mengen eine Tagungsstätte außerhalb des Schulortes gesucht. Mit der Akademie in Donaueschingen wurde eine hervorragende Wahl getroffen, denn die Ausstattung der Arbeitsräume ist vorbildlich (wie übrigens auch in der Comburg): üppiges Angebot an Moderationsmaterialien, Stellwände, Gruppenräume, Internetzugänge, Beamer. Eine solche Infrastruktur erlaubt nicht nur, dass alle Ideen realisiert werden, sondern es erweitert auch das Methodenrepertoire, denn die Teilnehmer werden angeregt, vorhandenen Materialien ausnützen und austesten, die sie bisher in ihrem Unterricht nicht eingesetzt hatten.

Regel II: 
Wähle einen Tagungsort, bei dem die Arbeitsbedingungen optimal sind (Räume, Moderationsmaterial, Internetzugang, Beamer).

3. Programm:

Pädagogischer Tag 2001 – LdL (Lernen durch Lehren)
Mengen / Donaueschingen – 28. – 29. September 01
Geplanter Ablauf:
            Freitag, Mengen:

· 8:45 Begrüßung, Warm-up, Erläuterung des Programmablaufs
· 9:15 Demonstration der LdL-Methode durch Schüler/innen der Klasse 10 (Musiksaal)
· 9:35 Fragen an die Schüler/innen
· 10:00 Interne Diskussion
· 10:30 Pause (Brezeln, Seelen usw.) (Haut rein !!!! Mittagessen entfällt !!!!)
· 11:20 Uhr: Abfahrt nach Donaueschingen

Donaueschingen:
· 14:00 Kaffee + Kuchen
· 14:30 J. P. Martin – Theorie der LdL-Methode
· 15:30 Fragen, Diskussion
· 16:00 Pause
· 16:30 Gruppenarbeit in den Bereichen Deutsch, Fremdsprachen, Mathe
Ziel: Planung einer Stunde aus LdL-Perspektive, Auswahl eines Textes / Themas, Anleitungsmaterial für den Schüler erstellen, Ablauf festlegen usw.
Unbedingt mitbringen: Schulbücher aus den jeweiligen Fächern !!!!!!!!!!!
· 17:45 Erster Austausch, Diskussion
· 18:15 Abendessen
Abend zur freien Verfügung

Samstag, Donauseschingen:

· 8:00 Frühstück
· 9:00 Vorstellung der Gruppenergebnisse
· 11:00 Abschlussrunde, Reflexion
· 12:00 Mittagessen
· 13:19 Uhr: Abfahrt nach Mengen (Ankunft gegen 14:30)

Regel III: 
Du näherst dich dem Idealtypus, wenn an der Schule bereits ein Lehrer nach LdL arbeitet und eine Unterrichtsdemonstration anbietet. Plane eine gute Mischung von Teorie und Praxis. Bemühe dich um ein klar strukturiertes Programm. Das gibt Sicherheit.

4. Die Gruppenarbeit:

LdL einzuführen ist nicht leicht. Bewährt hat sich bei der Tagung des Gymnasiums Mengen folgendes Modell: das Kollegium wurde in 6 Fachgruppen mit jeweils 4 Lehrern aufgeteilt (Mathematik, Sport, Deutsch, Biologie, Englisch und Religion). Es wurden jeweils zwei Gruppen gekoppelt (beispielsweise Mathematik und Sport). Jede Fachgruppe hatte die Aufgabe einen Stoff auszuwählen, die die andere Fachgruppe am nächsten Tag vor dem Plenum präsentieren sollte. Die Mathematiker sollten also die Sportler mit einem kleinen Stoffbereich versorgen und soweit instruieren, dass die Sportler am nächsten Tag im Plenum in der Lage waren, diesen Stoff der Großgruppe vorzustellen. Zur Stoffauswahl und gegenseitiger Instruierung wurden 90 Minuten angesetzt. Die Stoffpräsentation durch die einzelnen Gruppe war jeweils auf 10 Minuten begrenzt. Am nächsten Tag durften also alle 6 Gruppen nacheinander vor die "Klasse" treten und fachfremd ihren Stoff einführen. Im Hintergrund wurden sie bei Bedarf vom Fachmann (also vom "echten" Lehrer) betreut. Die Aufmerksamkeit fokussierte bei dieser Übung auf die Funktion des Lehrers beim LdL-Unterricht. Wann und wie soll er intervenieren? Wie weit soll er den Unterricht "laufen lassen", wann soll er korrigierend oder beratend eingreifen?

Regel IV: 
Um LdL einzuführen, ist es günstig, wenn die Teilnehmer die Gelegenheit bekommen, sowohl in der Rolle des Schülers bei LdL als auch in der Rolle des Lehrers bei LdL agieren zu können.

Das Programm lief in kontinuierlicher Abstimmung zwischen den beiden Organisatoren, Ulrich Munz und Dirk Lehnert, und mir.
Das Gefühl, die Tagung sei außergewöhnlich gelungen, hielt (zumindest bei mir) bis jetzt an...
Natürlich lassen sich diese optimalen Bedingungen nicht bei jedem Pädagogischen Tag realisieren. Es gehört auch eine gute Portion Glück dazu. Aber zumindest kann man sich bemühen, möglichst viele Voraussetzungen zu schaffen. Wenn es doch nicht ganz gelingt, dann kann man sich zumindest nichts vorwerfen!